Ein Windpark im Gebiet des Naturparks Reinhardswald erhitzt die Gemüter. Das Portal Blackout News zeichnet das Projekt in einem Artikel in düstersten Farben. Doch ein Blick auf die Fakten zeigt, es ist ganz anders als dargestellt. Genau genommen ist der ganze Artikel ein reines Produkt der Desinformation. Dabei wird nichtmal der Versuch unternommen, einen journalistischen Anschein zu wahren. Befürworter des Projekts und der Projektierer kommen im gesamten Artikel nicht zu Wort. Wir unterziehen die Aussagen einem Faktencheck und zeigen dir, wie dreist du mit Unwahrheiten manipuliert wirst.
„Im Märchenwald bei Kassel wächst kein Zauber mehr. Wo einst Dornröschen schlief und Rapunzel aus dem Turm blickte, wühlen heute Bagger tiefe Schneisen in die Erde. Der Reinhardswald, eines der letzten großen, zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, fällt der Windkraftindustrie zum Opfer.“
Die Windraftanlagen werden auf einer Kalamitätsfläche gebaut, die überwiegend aus schnell wachsenden Fichtenwäldern besteht. Kalamitätsfläche bedeutet, dass es sich um Baumbestände handelt, die bereits durch Umwelteinwirkungen beschädigt und zerstört wurden. Konkret durch mehrere Stürme und durch starken Borkenkäferbefall. Beides Phänomene, die durch den menschengemachten Klimawandel hervorgerufen bzw. verstärkt werden. Die ökologisch wertvollen Altbaumbestände vor allem im Gebiet des Urwalds Sababurg, die den märchenhaften Charakter der Naturlandschaft ausmachen, sind nicht von Rodungen betroffen.
„Gewaltige Maschinen fällen alte Baumriesen, planieren Hänge und schütten Hunderte Tonnen Schotter auf empfindlichen Waldboden. Aus einer jahrhundertealten Natur- und Kulturlandschaft wird binnen weniger Monate eine industrielle Großbaustelle. Die Zerstörung ist unumkehrbar“
Es handelt sich nicht um „alte Baumriesen“, sondern um abgestorbene Fichten. Alle Baumbestände, die gerodet werden, müssen im Zuge der gesetzlich vorgeschriebenen Renaturierungsmaßnahmen an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden. Es kommt also nicht zu einer Reduktion der Waldfläche. Generell muss auch nur eine geringe Fläche für das jeweilige Windrad dauerhaft von Baumbestand freigehalten werden.
Für alle Anlagen gilt die gesetzlich vorgeschriebene Rückbaupflicht nach Ablauf der Betriebsdauer. Alle Eingriffe sind daher umkehrbar und es besteht sogar die Pflicht zum Rückbau.
„und geschieht unter dem Deckmantel der Energiewende, obwohl weder die regionale Bevölkerung noch der Natur- noch der Denkmalschutz Einfluss nehmen konnten.“
Die Betreibergesellschaft des Windparks besteht aus den lokalen Gemeinden selbst, deren Gemeindevertreter demokratisch gewählt sind. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens gab es eine vorgeschriebene Öffentlichkeitsbeteiligung, in der Bürger und Verbände Gelegenheit hatten, Stellungnahmen einzureichen.
„Ein einzigartiges Ökosystem weicht einem Projekt, das mit Nachhaltigkeit wenig zu tun hat“
Es handelt sich um eine zerstörte Fichtenplantage, nicht um ein „einzigartiges Ökosystem“. Der betroffene Wald wird seit Jahrhunderten als Holzquelle von den umliegenden Gemeinden genutzt.

Die „Verwunschenen Pfade“ im Bereich des Windparks sind normale Forstwege der Holzwirtschaft. Der Autor war offenbar nie dort und hat sich nichtmal Karten davon angeschaut. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden die Flächen um die Windkraftstandorte bis auf die Zuwege und einen Stellplatz für die Feuerwehr wiederaufgeforstet. Die verbliebenen Flächen können können begrünt werden.
Die abgebildeten Bäume befinden sich im Naturschutzgebiet Urwald Sababurg, ungefähr 3,5 Kilometer entfernt vom Standort des geplanten Windparks. Hier wird also gezielt mit falschen Bildern gearbeitet, um Menschen zu täuschen.
„Rotorblätter so groß wie Flugzeuge, massive Fundamente aus Beton – die Dimensionen lassen jede Vorstellung von Naturverträglichkeit verblassen.“
Die Fundamente werden mit Erde bedeckt, begrünt und können mit Blumen bepflanzt werden und als Insektenbiotop oder als Weidefläche dienen.
„Die charakteristische Mittelgebirgsstruktur des Märchenwalds eignet sich kaum für schwere Technik. Höhenunterschiede erfordern massive Eingriffe: Aufschüttungen bis zu fünf Metern, Abgrabungen ebenso tief, um Platz für Trassen und Kranflächen zu schaffen.“
Im Reinhardswald waren bereits vor Baubeginn breite Wege für die Forstwirtschaft vorhanden.
„Anwohner berichten von einer entfremdeten Landschaft. Was einst ein Naturjuwel war, wirkt nun wie ein Industriegebiet.“
Die Landschaft ist bereits entfremdet durch massenhaft abgestorbene Waldflächen. Auf Satellitenbildern erkennbar als braune Fläche.


„Die sieben umliegenden Gemeinden protestieren geschlossen. Hunderte Bürger haben sich organisiert. Doch Eigentümer der Flächen ist das Land Hessen – Volksentscheide bleiben ausgeschlossen.“
Eigentümer des Windparks sind die Gemeinden, was hier verschwiegen wird. Mit den Pachteinnahmen aus dem Windpark kann das Land die zerstörten Waldflächen wiederaufforsten. Die Gemeinden erhalten eine Beteiligung an den Erträgen des Windparks, die auch wiederum für naturerhaltende Maßnahmen eingesetzt werden kann.
„Trotz laufender Gerichtsverfahren schreitet der Bau ungebremst voran.“
Das nennt man Rechtsstaat. Um Baurecht zu erhalten, müssen gesetzlich vorgeschriebene Verfahren durchlaufen werden wie Anhörung der Träger öffentlicher Belange, Prüfung von Umweltauswirkungen und eine Öffentlichkeitsbeteiligung. Wenn danach dem Vorhaben rechtlich nichts im Weg steht, darf gebaut werden.
„Der Widerstand ähnelt einem Kampf gegen Windmühlen. Politik und Investoren handeln, während Kultur- und Naturerbe verloren gehen. Die Symbolkraft des Projekts ist deutlich: Technokratie siegt über Heimatverbundenheit.„
Wer waren nochmal die Investoren? Investoren sind die Gemeinden der Region selbst bzw. deren Stadtwerke und Energiegenossenschaften. Der geschützte Urwald bei der Sababurg wird nicht tangiert. Die Region leistet einen Beitrag zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Energieversorgung, die regionale Wertschöpfung wird gesteigert, Pachteinnahmen und Ertragsbeteiligung fließen in die öffentlichen Kassen, aus denen Wiederaufforstung und andere Maßnahmen zum Erhalt des lokalen Ökosystems finanziert werden können.
„Der Märchenwald in Nordhessen stirbt nicht durch Naturkatastrophen, sondern durch planvolle Veränderung.„
Wenn sich die Formulierung „Märchenwald“ auf den abgestorbenen Fichtenbestand im Bereich der Windkraftanlagen beziehen soll, dieser Waldbereich ist schon tot durch Naturkatastrophen, die durch den menschengemachten Klimawandel versursacht bzw. verstärkt werden.
Der abgestorbene Teil des Reinhardswaldes wird zu einem Standort emissionsarmer Energieversorgung in Bürgerhand und bekommt die Chance, mit Mitteln aus den Pachteinnahmen und Erträgen wiederaufgeforstet zu werden mit stabileren Baumarten.
Es ist völlig legitim, ein solches Vorhaben zu kritisieren. Menschen gewichten Aspekte unterschiedlich. Verschiedene Meinungen und kritische Argumente gehören zu einer Demokratie dazu. Doch an obigem Artikel war so gut wie alles falsch. Blackout News und Bild, auf deren Artikel sich Blackout News bezieht, verbreiten hier gezielt Unwahrheit und erzeugen eine bestimmte Stimmung. Demokratie funktioniert aber nicht auf Basis von Emotionen, die von Falschinformationen geleitet werden, sondern braucht das sachliche Abwägen von Fakten, um vernünftige Entscheidungen treffen zu können. Letztendlich sind solche Müllartikel ein Schaden für alle, weil sie die rationale Abwägung untergraben.